Großes Polizeiaufgebot – Rechte stören Veranstaltung: Zwei Polizeieinsätze bei Treibhaus in Döbeln

Mit mehreren Fahrzeugen rückte die Polizei am Mittwochabend gleich zwei Mal zum Treibhausverein an der Döbelner Bahnhofstraße aus. Dort kam es zu unerwünschten Besuchen. Akteure der rechten Szene saßen plötzlich im Publikum.

Gleich zwei Mal rückte die Polizei am Mittwochabend beim Treibhausverein an der Bahnhofstraße an. Dort kam es zu unerwünschten Besuchen. Bei einer Veranstaltung im „Café Courage“ erschien zuerst Dirk Munzig – ehemals für die AfD im Stadtrat, aktuell für „Jetzt – für unser Döbeln“ – später auch Stefan Trautmann, ehemaliger NPD-Stadtrat und Akteur der rechtsextremen Szene in der Region. Der Treibhausverein forderte Munzig, Trautmann und eine weitere Person auf, die Veranstaltung zu verlassen. Am Ende musste die Polizei zwei Mal in die Bahnhofstraße ausrücken.

Der Treibhausverein lud am Mittwochabend zu einer Veranstaltung der sogenannten Ideenfabrik. Das Thema: „Gemeinsam gegen die Bedrohungen von rechts“. Interessierte Bürgerinnen und Bürger wollten sich dort mit der drängenden Problematik der extremen Rechten in Döbeln und der umliegenden Region auseinandersetzen. Schon in der Einladung gab der Veranstalter den Hinweis, dass er von seinem Hausrecht Gebrauch machen werde und „Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der neonazistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.“

Clemens Albrecht ist der Geschäftsführer des Treibhausvereins. Er war am Mittwochabend selbst vor Ort. Er berichtet von zwei Vorfällen. Wenige Minuten nach Veranstaltungsbeginn habe Dirk Munzig das Haus der Demokratie betreten. „Wir haben Herrn Munzig mitgeteilt, dass er hier keinen Zutritt hat und er hier nicht erwünscht ist“, erklärt Clemens Albrecht. Munzig sei es dann gewesen, der die Polizei gerufen habe, bestätigt auch die Polizei. „Er wollte polizeilich feststellen lassen, dass wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen. Herr Munzig war der Meinung, dass uns das nicht zustehe.“ „Die Beamten machten deutlich, dass der Verein sein Hausrecht ausüben kann“, erklärt Jana Ulbricht, Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz. Sie berichtet außerdem, dass Dirk Munzig Anzeige wegen Beleidigung erstattete, weil „unschöne Worte gegen ihn“ gefallen sein sollen.

Etwa eine Stunde später, gegen 20 Uhr, soll dann Stefan Trautmann mit einer weiteren Person das „Café Courage“ betreten haben. Aus der Kameradschaftsszene heraus habe sich Trautmann mittlerweile zu einem neonazistischen Multifunktionär mit vielen Gesichtern entwickelt und an ihm sei auch die Vernetzung der einzelnen Akteure am rechten Rand zu beobachten, von den Freien Sachsen bis zu den völkischen Siedlern oder zu Klientel der AfD , analysierte der Döbelner Treibhausverein mit Unterstützung des Kulturbüros Sachsen in seiner jährlich erscheinenden Dokumentation „Blickpunkt.rechts“ zu rechten Aktivitäten in der Region Döbeln.

Wie Clemens Albrecht sagt, habe sich Stefan Trautmann schnell einen Sitzplatz gesucht und provokant mit dem Handy in der Hand agiert. So sei der Eindruck entstanden, er würde Aufnahmen damit machen. Der Geschäftsführer des Treibhausvereins forderte Trautmann und seine Begleitung zum Gehen auf. Weil sie sich weigerten, rief diesmal der Treibhausverein die Polizei.

Zusätzliche Einsatzkräfte aus Chemnitz angefordert

Die Beamten rückten daraufhin erneut aus, zusätzlich wurde der Einsatzzug aus Chemnitz alarmiert, teilt Jana Ulbricht mit. Das Mehraufgebot an Einsatzkräften begründet die Polizeisprecherin damit, dass es nicht auszuschließen war, dass es zu Auseinandersetzungen kommen könnte. Zirka 30 Personen waren bei der Veranstaltung anwesend, mit Stefan Trautmann zudem eine Person, die polizeibekannt ist. „Um gar nicht erst eine Konfliktsituation entstehen zu lassen, wurden zusätzliche Einsatzkräfte gerufen“, so Jana Ulbricht weiter.

Gegen Stefan Trautmann und die weitere Person wurde von der Polizei eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. Die Ermittlungen laufen. Gegen 22.20 Uhr war der Einsatz für die etwa 20 Einsatzkräfte beendet.

Warum der Treibhausverein sowohl Munzig als auch Trautmann nicht bei seiner Veranstaltung dabei haben wollte? „Das Treibhaus ist ein Schutzraum vor rechtsextremen Trieben. Bei uns soll man sich sicher fühlen“, erklärt Clemens Abrecht. Dass ausgerechnet Akteure der rechten Szene bei einer Veranstaltung aufkreuzen, bei dem sich über genau dieses Thema ausgetauscht werden sollte, habe diesen Schutzraum gefährdet. Für Albrecht sind die Geschehnisse am Mittwochabend „furchtbar“. Es mache aber auch deutlich, wie wichtig die Arbeit des Treibhausvereins ist. „Wir werden die Ereignisse in den nächsten Tagen aufarbeiten“, so der Geschäftsführer.

Stefan Trautmann äußert sich auf Facebook

Stefan Trautmann äußert sich derweil in einer Döbelner Facebookgruppe: „Habe mich auf das Sofa gesetzt und zugehört. Nichts außer zugehört (!) und das wollte der Betreiber des ’Café Courage’ nicht und hat die Polizei gerufen“, schreibt er dort. „Weder habe ich gepöbelt, habe niemanden beleidigt oder bedroht.“ Er wirft dem Treibhausverein vor, durch den Polizeieinsatz Steuergelder verschwendet zu haben. Es sei ja nichts dabei, einen Verein zu besuchen, der öffentlich einlädt, erklärt der ehemalige NPD-Stadtrat auf Facebook.